Tee-Imprimitur & Ottifanten – Otto Waalkes stellt in Dresden aus
- Ramona

- vor 1 Tag
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Bis zum 3. Januar sind 150 Bilder von Otto Waalkes in der Hauskapelle des Hotel Taschenbergpalais Kempinski Dresden zu sehen. Kuratiert wird die Ausstellung von Walentowski Galerien. „Eine einzigartige Mischung aus feinsinnigem Humor und künstlerischer Originalität“, nennt Galerist Christoph Walentowski die Bilder.
Wenn man Otto trifft, merkt man sofort: Dieser Mann ist ein kreatives Multiversum auf zwei Beinen. Bekannt geworden als Comedian, Musiker, Zeichner – doch begonnen hat alles mit der Malerei. Und zwar richtig klassisch.
„Ich habe schon immer gemalt, aber auch Musik gemacht“, erzählt er und lächelt, als würde er sich selbst beim Gitarrespielen in kleinen Hamburger Clubs sehen. Dort finanzierte er in den 70ern sein Kunststudium an der Akademie der Bildenden Künste. Damals lernte er Techniken der Alten Meister. Ursprünglich wurden dort nur Pädagogikstudenten genommen, Otto musste deshalb noch auf das Pädagogische Institut. „Das hat mich nicht so sehr interessiert, ehrlich gesagt.“
Während seines Referendariats wurde er in Hamburg bereits prominent, hatte eine erste Schallplatte draußen – und seine Schüler wollten von ihm lieber den Tarzahnruf als den fälligen Unterrichtsstoff.
Ein Maler, der Tee auf Leinwand gießt
Otto malt heute noch – und zwar mit einer Hingabe. Besonders die Schichttechnik hat es ihm angetan. Wo andere einfach „Grundierung drauf und los“ sagen würden, beginnt Ottos Kunst mit einem ganz besonderen Ritual.
Er macht eine Tee-Imprimitur. Ja, richtig gelesen: Er gießt schwarzen Friesentee über seine Leinwand. Das ergibt eine warme Patina, die später für Tiefe und Licht sorgt.
Darauf setzt er zarte Vorzeichnungen, Schatten mit Umbra-Tönen aus Künstler-Tempera und winzige Weißhöhungen, die er wie aus der Fotografie entlehnt. Dann wird lasiert, geschichtet, wieder freigelegt – so entstehen Effekte wie Seide, Pelz oder schimmernde Haut.
Und tatsächlich: Noch nie hat jemand die alte Technik so unkompliziert erklärt. Natürlich mit einem Zwinkern.


Die kuriose Geburt des Ottifanten
Und dann ist da noch dieser Elefant – oder besser: Ottifant. Sein Markenzeichen, längst Kultfigur. Der Ottifant ist aus einem misslungenen Selbstporträt entstanden. Als Otto versuchte, sich im Profil zu zeichnen, wollte die Nase einfach nicht so wie er. Ein paar Striche später stand da ein kleiner Elefant auf dem Blatt. Seitdem begleitet er ihn – und taucht noch heute in fast jedem seiner Bilder versteckt wieder auf. Ein Running Gag auf Leinwand.
Freundschaften, Eierlikör und Maler-Gespräche
Natürlich fällt irgendwann der Name Udo Lindenberg. Ein alter Freund und Malerkumpel. Was besprechen Malerfreunde eigentlich? Welche Farben, welche Untergründe, wie man Stofflichkeit erzeugt. Kein romantisches Gerede über Motive – stattdessen tiefe Nerd-Gespräche über Grünschichten in Landschaften oder ein bestimmtes Rot für Hauttöne.
Udos Markenzeichen ist Eierlikörmalerei. Hat Otto dies schon probiert?- „Ich male mit Tee!“

Fazit: Otto, der Alchimist der Kunst
Zwischen Friesentee, Umbra-Schattierungen und seinem legendären Ottifanten zeigt sich Otto als jemand, der Kunst nicht einfach macht, sondern lebt. Ein Künstler, der lacht, erklärt, experimentiert – und dabei immer wieder beweist, dass Kreativität vor allem eins ist: pures Vergnügen.
Adresse: Hotel Taschenbergpalais Kempinski Dresden Hauskapelle des Hotels Taschenberg 3 01967 Dresden
Öffnungszeiten der Ausstellung: 16. November bis 3. Januar 2026 täglich von 10 bis 18 Uhr Montag Ruhetag

